Das niederländische Stromnetz-Unternehmen „Tennet“ hat der Bundesregierung einen Bericht vorgelegt, demnach es erhebliche Schwierigkeiten bei der Integrierung der neuen und der geplanten Offshore-Windparks in das bestehende Stromnetz gibt. Der Anschluss der Windparks an das Stromnetz ist aufgrund der derzeitigen technischen Ausstattung nicht möglich. Für den notwendigen Um- und Ausbau fehlt es am notwendigen Kapital, dessen Beschaffung „massive Probleme“ verursacht. Die Bundesregierung hatte entschieden, einen Großteil der wegfallenden Atomenergie durch die Stromerzeugung mittels Windenergie zu ersetzen. Es ist geplant, dass bis zum Jahr 2030 fünfzehn Prozent des gesamten benötigten Stroms durch Offshore-Windparks erzeugt wird. „Tennet“ hatte 2009 das Stromnetz von Eon gekauft und trägt die Verantwortung für die Anbindung an die neuen Windparks. „Tatsächlich gibt es in sämtlichen laufenden Projekten erhebliche Schwierigkeiten im Planungs- und Baufortschritt“, erklärt der Geschäftsführer des Unternehmens in einem Schreiben an die Regierung. Er fordert sie auf, einen „geordneten Offshore-Netzausbau- und Entwicklungsplan“ zu erstellen. Dazu gehöre auch eine höhere finanzielle Unterstützung des Netzausbaues, als bisher geplant.
Österreich profitiert von deutscher Akw-Abschaltung
Österreich hofft aufgrund des deutschen Atomausstiegs auf mehr und lukrativere Geschäfte mit Deutschland im Energiesektor. Der Vorstandschef des österreichischen Verbunds der Energiekonzerne, Wolfgang Anzengruber, erklärt in einem Interview, der zu 90 Prozent aus Wasserkraft generierte Strom aus würde eine gute Ergänzung der neuen Wind- und Solaranlagen in Deutschland darstellen. Anzengruber: „Deutschland ist für uns der wichtigste Markt gleich nach Österreich“. Die Bundesregierung plant, den derzeit bei 20 Prozent liegenden Anteil an erneuerbarer Energien innerhalb dieses Jahrzehnt auf 35 Prozent zu erhöhen. Bereits 2030 sollen fünfzig Prozent des gesamten in Deutschland produzierten Stroms regenerativ sein. Windkraftanlagen und Photovoltaik sind dabei in Deutschland die Haupttechnologien, auf die sich die Stromkonzerne stützen. Der österreichische Verbund verfügt seinerseits über Pumpspeicherkraftwerke, die überschüssige Wind- und Solarenergie speichern können. Allerdings warnt auch Anzengruber vor dem noch immer minderwertigen Stromnetz in Deutschland. „Die Energiewende wird nicht gelingen, wenn der Ausbau der Netze nicht forciert wird“, mahnt der Vorstandschef.
Energiekosten erhöhen Teuerungsrate
Die noch immer überhöhten Energiekosten sind verantwortlich für eine wachsende Verteuerung vieler Produkte in Deutschland. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden bekannt gab, sind die Energiepreise der Hauptmotor der Inflation. So liegen die Verbraucherpreise seit Oktober um 2,5 Prozent höher, als im Oktober letzten Jahres. Die Kraftstoffpreise stiegen in diesem Zeitraum sogar um 12,7 und die Stromkosten der Haushalte um 10,3 Prozent. Der höchste Preisanstieg ist seit vergangenem Jahr bei Heizöl zu verzeichnen. Dieses kostete im Oktober 2010 noch um 25 Prozent weniger, als in diesem Herbst. Die hohen Strom- und Kraftstoffkosten erhöhen auch die Transportpreise der vieler Güter. Dadurch verteuerten sich auch im Oktober die Preise für Lebensmittel um 2,9 Prozent gegenüber dem September. Positiv auf die gesamte Teuerungsrate wirkten sich dagegen die sinkenden Preise für Kommunikationselektronik aus. Im Vergleich zum Vorjahr sanken die Preise für Notebooks um 21,4 und für Mobiltelefone um 23,5 Prozent.
Schwaches Stromnetz: Tausende Ökostromanlagen bereits veraltet
Wie ein Experten-Team des Bundeswirtschafts- und Bundesumweltministeriums, der Bundesnetzagentur und weiterer zuständiger Verbände aus dem Bereich regenerative Energien ermittelte, müssen die ersten der in den vergangenen Jahren errichteten Ökostromanlagen in naher Zukunft schon wieder nachgerüstet werden. Der Grund dafür liegt in dem zu schwachen Stromnetz. Dieses verursacht, dass eine große Zahl von Windrädern, Wasserkraftwerken und Biogasanlagen automatisch abgeschaltet wird, wenn die Frequenz Grenzwerte von rund 50 Hertz überschreiten. Die Anlagen wurden entsprechend eingestellt, als die Produktion von Ökostrom noch wesentlich geringer war. Inzwischen wird durch Ökostrom jedoch in Spitzenzeiten bereits bis zu 20 Prozent des gesamten benötigten Stroms generiert. Mehrere Tausend Ökostromanlagen könnten gleichzeitig ausfallen, wenn die Grenzwerte nicht neu justiert werden. Um die Gefahr eines größeren Stromausfalles zu minimieren, berät die Experten-Gruppe aktuell über die notwendigen Umbaumaßnahmen.
E.on klagt gegen Atomausstieg
Laut eines Presseberichtes der „Financial Times Deutschland“, will E.on noch in diesem Jahr eine Klage gegen die Bundesregierung einreichen. In der Klageschrift argumentiert der Energiekonzern damit, dass der im Sommer beschlossene Atomausstieg gegen das Eigentumsrecht des Konzerns verstoßen würde, das im Grundgesetz durch Artikel 14 geschützt wird. Darin steht allerdings auch, dass eine Enteignung, als solche betrachtet E.on wohl die erzwungene Abschaltung der Reaktoren, „zum Wohle der Allgemeinheit zulässig ist“. Trotzdem hofft der Energieriese, dass der durch den Atomausstieg entstehende Gewinnverlust in Milliardenhöhe von der Bundesregierung und damit vom deutschen Steuerzahler ersetzt wird. Brisant dabei ist, dass der Ausstieg aus der Atomkraft bereits beschlossen und von der amtierenden Regierung erst ein halbes Jahr zuvor zurück genommen worden war. Dieser Ausstieg aus dem Ausstieg war ebenfalls rechtlich umstritten und hätte durchaus noch vom Verfassungsgericht für widerrechtlich erklärt werden können. Sollte E.on mit seiner Klage Erfolg haben, müsste trotz inzwischen erfolgtem Atomausstieg, noch eine Klage gegen dessen Rücknahme geführt werden, was dann wiederum eine Neubewertung der E.on-Klage nach sich zöge. Erstaunlich ist, dass E.on und die Unternehmen RWE und Vattenfall, die ebenfalls noch eine Klage gegen den Atomausstieg anstreben, die bei der Kernenergieerzeugung anfallenden radioaktiven Abfälle nicht mehr als ihr Eigentum betrachten und „zulassen“ dass diese, zu Lasten der Allgemeinheit, über Jahrhunderte sicher verwahrt werden müssen. Sollte den Stromkonzernen die dafür anfallenden Kosten bis zum Ende der Radioaktivität des Abfalls berechnet werden, wären sie die ersten, die den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie forderten. Verbraucher sollten außerdem bedenken, dass die Energiekonzerne nicht entstandene Schäden, sondern noch rechtlich nicht sichere Gewinne in Milliardenhöhe vom Steuerzahler ersetzt haben möchten. Die sicherste Möglichkeit diese und weitere Klagen zu verhindern, wäre ein sofortiger Anbieterwechsel aller, nicht an Atomstrom interessierten Menschen.