Vierzig Prozent gaben in einer Umfrage der Dekra an, dass sie aufgrund der gestiegenen Energiekosten nicht mehr die ganze Wohnung, sondern nur noch die jeweils genutzten Räume heizen. Außerdem glaubt ein Großteil der Befragten, dass ein Stromanbieterwechsel eine spürbare Kostensenkung mit sich bringt. Rund 86 Prozent der Verbraucher achten inzwischen stärker auf ihren Stromverbrauch. Die Schuld für die massiven Preiserhöhungen geben die Deutschen (80 Prozent) hauptsächlich den Energiekonzernen. Die geplante Energiewende sehen rund 63 Prozent als einen weiteren Grund für die Preiserhöhungen an. Trotzdem stehen drei Viertel der Verbraucher der Energiewende positiv gegenüber. Die Notwendigkeit zur Senkung des Verbrauchs fossiler Energien und das Ende der Atomenergienutzung, erfährt mittlerweile in der deutschen Bevölkerung breite Akzeptanz. 42 Prozent gaben außerdem selbstkritisch zu, dass sie an den hohen Energiekosten mit schuldig sind, da noch immer zu verschwenderisch damit umgegangen wird. Bundesumweltminister Peter Altmaier erklärte in einem Interview mit dem ARD-Morgenmagazin, dass neben der Förderung erneuerbarer Energien auch der schleppende Ausbau des Stromnetzes und nicht zuletzt die vielen Sonderrechte für die Industrie die Preissteigerung voran treiben. Dafür seien, so Altmaier, neue „nationale Regelungen“ notwendig.
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Neue Hochspannungsleitungen verursachen weiterhin Ärger
Die Energiewende ist beschlossene Sache. Für eine bessere und sichere Verteilung des dezentralisierten Ökostroms benötigt Deutschland auch ein qualitativ besseres Stromnetz und vor allem mehr Stromleitungen. Mit diesen soll beispielsweise der in Offshore-Windkraftanlagen generierte Strom vom Norden in den Süden Deutschlands transportiert werden – und das mit möglichst geringen Verlusten. Obwohl unter der Erde verlaufende Stromleitungen geringere Energieverluste und weniger Umweltschäden nach sich ziehen, setzen die meisten Strombetreiber aus Kostengründen auf Hochspannungsleitungen. Das führt jedoch verstärkt zu Konflikten mit den Bewohnern der betroffenen Gebiete. So kämpft derzeit die Gemeinde von Meerbusch-Osterath gegen den dort geplanten Bau eines großen Strom-Konverters. Dieser dient als Zwischenstopp für den Strom aus Offshore-Windparks für Nordrhein-Westfalen. Die Bewohner des Ortes fürchten die damit verbundene Strahlung und Umweltbelastung. Ihre Häuser werden deshalb massiv an Wert verlieren, so dass für die meisten von ihnen auch ein Umzug unmöglich wird. Alternativen, wie die Flächen stillgelegter Kohlekraftwerke, wären vorhanden. Während die Entscheidung für den Bau für die Anwohner existentiell ist, bedeutet eine eventuelle Änderung der Strecke für die beteiligten Stromkonzerne, wie in diesem Fall RWE, finanzielle Einbußen, die sie -freiwillig- nicht bereit sind zu akzeptieren. Es wird also Aufgabe der Politik sein zu entscheiden, inwieweit die Energiewende auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragen werden darf, wenn der Grund dafür nicht Notwendigkeit, sondern Profitoptimierung ist.
Bund übernimmt Planung des Netzausbaus
Nach lang anhaltenden Kompetenzgerangel haben die Minister der Bundesländer endlich zugestimmt, die Zuständigkeit der Planung länderübergreifender Stromleitungen der Bundesnetzagentur zu überlassen. Die Kanzlerin versicherte, dass die Planung stets in Abstimmung mit den Ländern vorgenommen werde und lobte die Einigung als wichtigen Schritt, um die geplante Energiewende bis 2020 umsetzen zu können. Dafür ist ein umfassender Um- und Ausbau des bestehenden Stromnetzes notwendig. Die Einzelheiten wurden im Netzentwicklungsplan festgelegt, der jetzt noch genehmigt werden muss. Darin enthalten ist auch ein neues Raumordnungs- und Planfestellungsverfahren, die nach Verabschiedung durch das Kabinett zukünftig vom Bund durchgeführt werden sollen. Allerdings lehnten die Länderminister den zusätzlichen Verlust der Zuständigkeit von Offshore-Netzanbindungen ab. Sie verlangen von der Regierung, im Gegenzug für ihre Abgabe der Verantwortung für länderübergreifende Stromtrassen, die kürzlich geänderte Zuständigkeit für die Netzplanung auf See rückgängig zu machen.
Ist Ökostrom wirklich Öko?
Wie die Zeitschrift „test“ ermittelte, sind nicht alle als „Öko“ bezeichneten Stromtarife wirklich umweltfreundlich. Nur rund zwei Drittel aller untersuchten Ökostromtarife schonen tatsächlich die Umwelt. Das ist allerdings weniger die Schuld unabhängiger Anbieter, sondern ergibt sich aus der noch immer vorhandenen Vormachtstellung der konventionellen Stromerzeugung. So wird von großen Konzernen beispielsweise Ökostrom angeboten, der mit Atomenergie erzeugt wird. Außerdem schließen etliche Stromanbieter mehr Ökostromverträge ab, als sie tatsächlich durch ihren Anteil an Ökostrom abdecken. Wer sich entschließt seine Stromversorgung umzustellen, sollte deshalb vorab veröffentlichte Untersuchungen durch unabhängige Analysten zu Rate ziehen. Die immer noch verbreitete Meinung, Ökostrom wäre teurer als Strom aus konventioneller Stromerzeugung, konnte von den Experten der „test“ erneut widerlegt werden. Tatsächlich sind, abhängig vom jeweiligen Anbieter, viele Ökostromtarife wesentlich günstiger, als „Normalstrom“. Vor allem die „treuen“ Kunden zahlen oft mehr, als diejenigen, die bereits mindestens einmal ihren Stromanbieter gewechselt haben, da sie noch in der Grundversorgung stecken. Das jedoch ist bei den meisten Unternehmen der teuerste Tarif. Umso mehr lohnt es sich zu vergleichen. Ein Wechsel schont nicht nur die Umwelt und das Klima, sondern kann auch den Geldbeutel erheblich entlasten.
Schwaches Stromnetz: Tausende Ökostromanlagen bereits veraltet
Wie ein Experten-Team des Bundeswirtschafts- und Bundesumweltministeriums, der Bundesnetzagentur und weiterer zuständiger Verbände aus dem Bereich regenerative Energien ermittelte, müssen die ersten der in den vergangenen Jahren errichteten Ökostromanlagen in naher Zukunft schon wieder nachgerüstet werden. Der Grund dafür liegt in dem zu schwachen Stromnetz. Dieses verursacht, dass eine große Zahl von Windrädern, Wasserkraftwerken und Biogasanlagen automatisch abgeschaltet wird, wenn die Frequenz Grenzwerte von rund 50 Hertz überschreiten. Die Anlagen wurden entsprechend eingestellt, als die Produktion von Ökostrom noch wesentlich geringer war. Inzwischen wird durch Ökostrom jedoch in Spitzenzeiten bereits bis zu 20 Prozent des gesamten benötigten Stroms generiert. Mehrere Tausend Ökostromanlagen könnten gleichzeitig ausfallen, wenn die Grenzwerte nicht neu justiert werden. Um die Gefahr eines größeren Stromausfalles zu minimieren, berät die Experten-Gruppe aktuell über die notwendigen Umbaumaßnahmen.