Hallo. Viele Leserinnen und Leser fragen mich: „Warum ist Strom eigentlich so teuer?“ Oder auch: „Wenn die Börsenpreise sinken, warum merke ich davon nichts auf meiner Rechnung?“
Eine berechtigte Frage – denn der Strompreis, den wir als Haushaltskunden zahlen, setzt sich aus mehreren Bestandteilen zusammen. Und nur ein kleiner Teil davon ist tatsächlich der „reine Strompreis“. Der Rest sind Abgaben, Umlagen, Steuern und Netzentgelte.
In diesem Artikel erkläre ich einfach und verständlich, wie sich der Strompreis zusammensetzt – und was davon du beeinflussen kannst (und was nicht).
Die drei Hauptbestandteile des Strompreises
Der Strompreis für Haushalte besteht im Wesentlichen aus drei großen Bereichen:
- Energiebeschaffung und Vertrieb
- Netzentgelte
- Steuern, Umlagen und Abgaben
Die genaue Aufteilung variiert leicht je nach Anbieter und Region, aber im bundesweiten Durchschnitt (Stand 2025) sieht das etwa so aus:
Preisbestandteil | Anteil am Gesamtpreis |
---|---|
Energiebeschaffung & Vertrieb | ca. 25–30 % |
Netzentgelte | ca. 25–30 % |
Steuern & Abgaben | ca. 40–45 % |
1. Energiebeschaffung und Vertrieb – der Teil, der vom Anbieter abhängt
Das ist der Bereich, in dem Stromanbieter wirtschaften können. Hier geht es um:
- Kosten für den Stromeinkauf an der Börse
- Kosten für Vertrieb, Kundenservice, Verwaltung
- Gewinnmarge des Anbieters
? Dieser Teil ist der einzige, der wirklich vom Anbieter abhängt – und damit der Hebel, den du beim Tarifvergleich beeinflussen kannst.
Wenn die Börsenpreise sinken, könnten Anbieter diesen Vorteil an dich weitergeben – tun es aber oft nicht, wenn du in einem alten Tarif oder der Grundversorgung steckst.
2. Netzentgelte – die unterschätzte Preisfalle
Netzentgelte sind Gebühren für die Nutzung des Stromnetzes – also den Transport des Stroms vom Kraftwerk bis zu deiner Steckdose.
Sie werden von den Netzbetreibern festgelegt und jährlich neu genehmigt. Die Höhe hängt von deiner Region ab – in ländlichen Gebieten sind sie oft höher als in der Stadt.
Wichtige Fakten zu Netzentgelten:
- Sie machen inzwischen fast ein Drittel des Strompreises aus.
- Sie sind nicht verhandelbar – du zahlst sie unabhängig vom Stromanbieter.
- Sie steigen seit Jahren – wegen Netzumbau, Digitalisierung und dem Anschluss erneuerbarer Energien.
? Netzentgelte sind der Hauptgrund, warum Strom trotz sinkender Börsenpreise nicht automatisch günstiger wird.
3. Steuern, Abgaben und Umlagen – staatlich festgelegt
Dieser Bereich ist komplett gesetzlich geregelt. Aktuell (2025) gehören dazu:
- Mehrwertsteuer (7 % auf Strom, seit 2023 abgesenkt)
- Stromsteuer (2,05 ct/kWh)
- §19 StromNEV-Umlage (Netzentgeltbefreiung für Großverbraucher)
- Offshore-Netzumlage
- KWKG-Umlage (für Kraft-Wärme-Kopplung)
- CO?-Abgabe auf fossile Energien (indirekt relevant, je nach Strommix)
Die bekannte EEG-Umlage wurde 2022 abgeschafft – das war eine echte Entlastung. Aber andere Abgaben sind geblieben oder gestiegen.
? Etwa 40–45 % deines Strompreises sind staatlich festgelegt – du kannst sie nicht beeinflussen.
Warum der Strompreis nicht stärker fällt, obwohl die Börsenpreise sinken
Viele Menschen wundern sich: Die Medien berichten über fallende Großhandelspreise – aber auf der eigenen Stromrechnung sieht man davon kaum etwas.
Das liegt daran, dass:
- nur rund ein Viertel des Preises überhaupt vom Stromanbieter abhängt
- Netzentgelte und Abgaben weiter steigen
- viele Anbieter Strom langfristig eingekauft haben und Preissenkungen nur verzögert weitergeben
Was kannst du als Verbraucher beeinflussen?
Auch wenn viele Bestandteile des Strompreises festgelegt sind – du kannst trotzdem sparen. Hier meine Tipps:
1. Jährlich den Anbieter wechseln
Nur so bekommst du Zugang zu aktuellen Marktpreisen. Wer jahrelang beim selben Anbieter bleibt, zahlt fast immer zu viel.
2. Auf den Arbeitspreis achten, nicht auf Bonusversprechen
Vergleiche Tarife immer ohne Neukundenbonus – sonst landest du nach einem Jahr in einer Kostenfalle.
3. Energieverbrauch optimieren
Wer weniger Strom verbraucht, zahlt nicht nur weniger für die Energie selbst – sondern auch anteilig weniger Netzentgelte und Abgaben.
4. Teile des Stroms selbst erzeugen
Ein Balkonkraftwerk kann bis zu 300 kWh im Jahr liefern – das sind schnell 100 Euro Ersparnis bei aktuellen Strompreisen.
Fazit: Der Strompreis ist mehr als nur „der Tarif“ – aber du hast mehr Kontrolle, als du denkst
Auch wenn Steuern, Umlagen und Netzentgelte den größten Teil des Strompreises ausmachen, hast du als Verbraucher einige Stellschrauben:
- Du kannst Tarife vergleichen und wechseln, um beim Energieanteil zu sparen.
- Du kannst deinen Verbrauch bewusst steuern – besonders zu Spitzenzeiten.
- Du kannst selbst Strom erzeugen – mit Solartechnik auf dem Balkon oder Dach.
Ich selbst schaue mir meinen Stromvertrag einmal im Jahr genau an und nutze Vergleichsportale ohne Bonusfilter. So spare ich jedes Jahr mehrere hundert Euro – trotz steigender Netzentgelte und Abgaben.
Wie sieht es bei dir aus? Weißt du, wie viel deines Strompreises du wirklich beeinflussen kannst? Wenn nicht: Jetzt wäre ein guter Moment, das zu ändern.