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Marktmacht der Energieriesen in der Kritik

Einmal mehr kritisierte das deutsche Bundeskartellamt die Marktmacht der großen Energiekonzerne. Neue Untersuchungen haben gezeigt, dass besonders Vattenfall und EnBW über eine „marktbeherrschende Stellung verfügen“, so Andreas Mundt, Chef der Wettbewerbsbehörde. Immer wieder gibt es Situationen, in denen diese Unternehmen „für die Deckung der Stromnachfrage in Deutschland unverzichtbar“ seien. Das gibt ihnen mehr Macht als gut für den Verbraucher ist. Eine Sektoruntersuchung des Bundeskartellamtes hat ergeben, dass genug „Anreiz und Möglichkeiten“ für die großen Energiekonzerne bestünde, gezielt Strom zurück zu halten, um die Preise in die Höhe zu treiben. Auch die jüngsten Strompreiserhöhungen sind nur möglich, weil noch immer die meisten Endverbraucher bei einem der großen Energiefirmen Kunden sind. Es liegt jetzt in der Verantwortung der Verbraucher, dieses Monopol zu brechen, in dem sie die Unternehmen durch einen Anbieterwechsel zu moderateren Preisen zwingen. Von allein wird es keine Preissenkungen geben.

Europaweite Vernetzung der Energieunternehmen geplant

Für ein „Internet der Energie“ hat sich Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) ausgesprochen. Er forderte heute auf dem „E-Energy-Kongress„, mit modernen Kommunikationstechnologien alle an der Stromerzeugung- und Verteilung beteiligten Unternehmen zu vernetzen. Dies müsse nicht nur national, sondern europaweit geschehen. Derzeit wird in sechs Modellregionen Deutschlands getestet, wie sich schwankende Stromproduktion und schwankender Stromverbrauch am besten steuern lassen. So können beispielsweise Endverbraucher in Cuxhaven ihren selbst produzierten Strom automatisch ins Netz einspeisen. Größere Stromabnehmer können sehen, wann der Strom am billigsten ist und ihr Kaufverhalten danach richten. Werner Schnappauf, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) betont, dass die Bewältigung dieser logistischen Aufgabe wegweisend für die Zukunft ist: „Durch den Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien können bis zum Jahr 2020 weltweit 15 Prozent aller CO² Emissionen und 600 Milliarden Euro Energiekosten eingespart werden.“ Auch Hildegard Müller, die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft, hält die Vernetzung der Beteiligten für eine „Schlüsselrolle“ beim Umbau des Energiesystems auf eine vollständig Versorgung mit erneuerbarer Energie. Sie und Rainer Brüderle betonten aber auch, dass dafür ebenso entscheidend der Aus- und Umbau der Verteilernetze ist. Dieser dürfe nicht vernachlässigt werden. Mit circa 25 Milliarden Euro Kosten für den Ausbau, rechnet der Bundesverband in den nächsten 20 Jahren.

Erneut ungerechtfertigte Strompreiserhöhungen

Die „Saarbrücker Zeitung“ veröffentlichte eine aktuelle Studie, der zufolge die Strompreiserhöhungen der großen Konzerne ungerechtfertigt sind. Das von den Stromunternehmen angeführte Argument, die Umstellung auf erneuerbare Energien würde die hohen Kosten verursachen, ist nicht nachvollziehbar. Tatsächlich sind die Einkaufskosten für Strom in den vergangenen zwei Jahren um 30 bis 40 Prozent gesunken. Dieses „erhebliche Preissenkungspotential“ wurde allerdings nicht an die Endkunden weiter gegeben. Statt dessen steigt im kommenden Jahr der Strompreis auf eine bisher einmalige Rekordhöhe. Wie Grünen-Energieexpertin Ingrid Nestle in einem Interview der Zeitung konstatierte, werden die Preise lediglich erhöht, um den Gewinn zu steigern. Nicht nur die Strompreise befinden sich auf einem Rekordniveau, auch die Gewinne in der Strombranche haben Rekordhöhe erreicht. Laut der zugrunde liegenden Studie liegt der Jahresgewinn für das laufende Jahr bei circa 30 Milliarden Euro. Zeit, sich nach einem günstigeren Anbieter umzusehen.

EnBW in Staatshand

Einer der größten Stromkonzerne Deutschlands soll jetzt unter staatliche Kontrolle gebracht werden. Das Land Baden-Württemberg kaufte den 45% starken Anteil von EnBW, der vom französischen Energieunternehmen EDF gehalten worden war. Die Landesregierung plant EnBW an die Börse zu bringen, so dass der Kauf die Steuerzahler nichts kostet und das Land trotzdem die Kontrolle darüber behält. Das sich EDF für einen Verkauf ihrer Aktien entschieden habe, liegt nach eigener Aussage an einer in Deutschland vorhandenen Überkapazität an Strom, was die Preise drückt. Sicher eine Überraschung für viele Stromkunden, die sich noch immer nicht die Zeit genommen haben, die Preise der verschiedenen Anbieter zu vergleichen. EnBW hat über sechs Millionen Kunden und generiert jährlich einen Umsatz von mehr als 15 Milliarden Euro.

Hohe Strompreise: Verbraucher wechseln kaum

Trotz der steigenden Strompreise wechseln Kunden kaum noch ihren Stromanbieter. Dies geht aus einem Bericht der Bundesnetzagentur hervor. Hauptsächlich dafür verantwortlich ist die Trägheit der Verbraucher, die davon ausgehen, dass der Staat in irgendeiner Form die Preise festlegen würde. 86 Prozent aller Endverbraucher beziehen immer noch den Strom von ihrem lokalen Stromanbieter, auch wenn günstigere Alternativen vorhanden sind. Im vergangenen Jahr wechselten 2,4 Millionen Kunden ihren Anbieter. Das ist zwar eine Steigerung um circa 100.000 im Vergleich mit 2008, aber diese ergibt sich aus dem Wechsel infolge von Umzügen der Verbraucher. Die direkte Suche nach preiswerteren Angeboten ist rückläufig. Im vorgelegten Bericht widerspricht die Bundesnetzagentur auch der Behauptung, die Preise würden wegen höherer Abgaben für Ökostrom steigen. Die Strompreiserhöhung ist allein auf Investitionen in den Vertrieb und gestiegene Einkaufspreise zurück zu führen. Für die jetzt angekündigte Preiserhöhung ab 2011 gibt es aber keinen tatsächlichen Grund. Angesichts der Tatsache, dass viele Menschen kilometerweite Umwege in Kauf nehmen, um ein, zwei Euro beim Tanken oder einkaufen zu sparen, sollten sie sich vielleicht langsam aufraffen, und sich den für sie günstigsten Stromanbieter aussuchen.