Archiv der Kategorie: Atomstrom

Stromschwankung wegen Atomausstieg?

Seit der Abschaltung der ältesten deutschen Atomkraftwerke warnen die deutschen Stromkonzerne regelmäßig vor Stromausfällen, deren Ursache der Atomausstieg in Deutschland sei. Allerdings zeigen die tatsächlichen Probleme bei der Energieversorgung, dass nicht die Art der Herstellung, sondern das marode Verteilernetz die größte Gefahr für einen Stromausfall darstellt. Auch der Verband energieintensiver Unternehmen „warnt“ vor einer Zunahme von Ausfällen im Millisekundenbereich. Diese Ausfälle sind jedoch ein ganz normales Phänomen, dass bereits bei leichtem Spannungsabfall vorkommt und in der Regel so kurz ist, dass weder Privathaushalte, noch Industrieunternehmen darunter zu leiden haben. Auch die Behauptung des Verbandes, dass diese Kurzunterbrechungen, die für Verbraucher höchstens durch ein kurzes Flackern der Glühbirne sichtbar sind, seit der Abschaltung der ersten AKW häufiger auftreten als früher, ist nicht statistisch belegt. Die Regierung geht davon aus, dass mit der Sanierung und dem Ausbau des Stromnetzes in Deutschland auch die schon länger auftretenden Spannungsschwankungen zurück gehen werden. Dafür werden jedoch noch umfangreichere Investitionen nötig sein, als vor allem die Stromkonzerne bisher bereit waren, in das Stromnetz zu investieren. Geschieht das nicht in ausreichendem Maße, könnten die Befürchtungen in ein bis zwei Jahren Wirklichkeit werden.

EU setzt auf Atomkraft

Trotz des deutschen Atomausstieges hält die EU weiter an der Energieerzeugung durch Kernkraftwerke fest. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete, beinhaltet das Energiekonzept des Energiekommissars Günther Oettinger (CDU), dass die Atomenergie auch in Zukunft ein „wichtiger Faktor“ für die Energieerzeugung in Europa bleiben soll. Als Grund nannte der CDU-Politiker, dass bei der Energiegewinnung durch Atomkraft nur wenig des Klima-schädlichen CO2 erzeugt werde und zudem die Kosten geringer seien, als bei anderen Formen der Energiegewinnung. Die auf unbegrenzte Zeit notwendige sichere Lagerung der ausgebrannten Brennstäbe, werden in dem von Oettinger erarbeiteten EU-Konzept ignoriert. Der Energiekommissar bestritt jedoch, dass er sich deshalb für den Bau neuer Atomkraftwerke stark machen werde. Allerdings lagen der „Süddeutschen Zeitung“ verschiedene Konzepte von Unterhändlern vor, in denen Berechnungen über die Option des Baus von 40 weiteren AKW in Europa enthalten waren. „Wir halten weder an der Atomkraft fest, noch befürworten wir den Ausbau von neuen Atomkraftwerken“, widersprach Günther Oettinger in einem Interview mit der Onlineausgabe der „Financial Times Deutschland“. Die EU würde in dieser Frage, so Oettinger „völlig neutral“ bleiben. Trotzdem beinhaltet auch das von ihm noch in dieser Woche vorgelegte Energiekonzept Überlegungen, wie die Öffentlichkeit in Bezug auf ihre Ängste vor Atomkatastrophen beruhigt werden könnte. So steht dort unter anderem: „Eine neue Generation der Atomtechnik könnte helfen, die Abfall- und Sicherheitsbedenken zu adressieren.“ Der Fraktionschef der Grünen, Jürgen Trittin, kritisierte diesen Passus als „ein Affront gegen den nationalen Atomkonsens und ein Kniefall vor der europäischen Atomlobby“.

Österreich profitiert von deutscher Akw-Abschaltung

Österreich hofft aufgrund des deutschen Atomausstiegs auf mehr und lukrativere Geschäfte mit Deutschland im Energiesektor. Der Vorstandschef des österreichischen Verbunds der Energiekonzerne, Wolfgang Anzengruber, erklärt in einem Interview, der zu 90 Prozent aus Wasserkraft generierte Strom aus würde eine gute Ergänzung der neuen Wind- und Solaranlagen in Deutschland darstellen. Anzengruber: „Deutschland ist für uns der wichtigste Markt gleich nach Österreich“. Die Bundesregierung plant, den derzeit bei 20 Prozent liegenden Anteil an erneuerbarer Energien innerhalb dieses Jahrzehnt auf 35 Prozent zu erhöhen. Bereits 2030 sollen fünfzig Prozent des gesamten in Deutschland produzierten Stroms regenerativ sein. Windkraftanlagen und Photovoltaik sind dabei in Deutschland die Haupttechnologien, auf die sich die Stromkonzerne stützen. Der österreichische Verbund verfügt seinerseits über Pumpspeicherkraftwerke, die überschüssige Wind- und Solarenergie speichern können. Allerdings warnt auch Anzengruber vor dem noch immer minderwertigen Stromnetz in Deutschland. „Die Energiewende wird nicht gelingen, wenn der Ausbau der Netze nicht forciert wird“, mahnt der Vorstandschef.

E.on klagt gegen Atomausstieg

Laut eines Presseberichtes der „Financial Times Deutschland“, will E.on noch in diesem Jahr eine Klage gegen die Bundesregierung einreichen. In der Klageschrift argumentiert der Energiekonzern damit, dass der im Sommer beschlossene Atomausstieg gegen das Eigentumsrecht des Konzerns verstoßen würde, das im Grundgesetz durch Artikel 14 geschützt wird. Darin steht allerdings auch, dass eine Enteignung, als solche betrachtet E.on wohl die erzwungene Abschaltung der Reaktoren, „zum Wohle der Allgemeinheit zulässig ist“. Trotzdem hofft der Energieriese, dass der durch den Atomausstieg entstehende Gewinnverlust in Milliardenhöhe von der Bundesregierung und damit vom deutschen Steuerzahler ersetzt wird. Brisant dabei ist, dass der Ausstieg aus der Atomkraft bereits beschlossen und von der amtierenden Regierung erst ein halbes Jahr zuvor zurück genommen worden war. Dieser Ausstieg aus dem Ausstieg war ebenfalls rechtlich umstritten und hätte durchaus noch vom Verfassungsgericht für widerrechtlich erklärt werden können. Sollte E.on mit seiner Klage Erfolg haben, müsste trotz inzwischen erfolgtem Atomausstieg, noch eine Klage gegen dessen Rücknahme geführt werden, was dann wiederum eine Neubewertung der E.on-Klage nach sich zöge. Erstaunlich ist, dass E.on und die Unternehmen RWE und Vattenfall, die ebenfalls noch eine Klage gegen den Atomausstieg anstreben, die bei der Kernenergieerzeugung anfallenden radioaktiven Abfälle nicht mehr als ihr Eigentum betrachten und „zulassen“ dass diese, zu Lasten der Allgemeinheit, über Jahrhunderte sicher verwahrt werden müssen. Sollte den Stromkonzernen die dafür anfallenden Kosten bis zum Ende der Radioaktivität des Abfalls berechnet werden, wären sie die ersten, die den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie forderten. Verbraucher sollten außerdem bedenken, dass die Energiekonzerne nicht entstandene Schäden, sondern noch rechtlich nicht sichere Gewinne in Milliardenhöhe vom Steuerzahler ersetzt haben möchten. Die sicherste Möglichkeit diese und weitere Klagen zu verhindern, wäre ein sofortiger Anbieterwechsel aller, nicht an Atomstrom interessierten Menschen.

Siemens verabschiedet sich von der Kernenergie

Das Unternehmen Siemens hat jetzt den Totalausstieg aus dem Atomgeschäft angekündigt. „Das Kapital ist für uns abgeschlossen“, bestätigte der Konzernchef Peter Löscher, in einem Interview mit dem „Spiegel“. Als Grund gab er an, dass sein Unternehmen damit auf „die klare Positionierung von Gesellschaft und Politik in Deutschland zum Ausstieg aus der Kernenergie“ reagiere. Ab sofort will Siemens keine Bauteile für Atomkraftwerke mehr bauen. Statt dessen sind für die Zukunft nur noch Teile für konventionellen Kraftwerke geplant. Den eigenen Ausstieg aus der Kernenergie plant und organisiert die Firma bereits seit mehreren Monaten. Allerdings musste Siemens vorher noch laufende Verträge erfüllen, wie die mit dem russischen Kooperationspartner „Rosatom“. Das mit Rosatom geplante Atom-Joint-Venture wurde allerdings gestrichen.