Strompreise 2026: Warum viele Haushalte trotzdem mehr zahlen, obwohl Solar boomt

27. Dezember 2025 | Energie-Ratgeber

Eigentlich müsste Strom doch günstiger werden.
Überall neue Solaranlagen, Balkonkraftwerke an jeder zweiten Hauswand, Windräder, Batteriespeicher.
Und trotzdem bekomme ich immer wieder Mails von Lesern, die sagen:
„Alex, meine Stromrechnung ist schon wieder gestiegen. Wie passt das zusammen?“
Die kurze Antwort: Der Strompreis ist mehr als nur der Strom selbst.
Die lange Antwort lohnt sich – denn sie erklärt, warum viele Haushalte 2026 trotz Energiewende tiefer in die Tasche greifen.


Strom wird günstiger – aber nicht für jeden sichtbar

An der Strombörse ist Strom an sonnigen Tagen oft so günstig wie nie zuvor.
Solarenergie drückt die Preise, vor allem mittags. In manchen Stunden liegt der Börsenpreis sogar nahe null.
Doch:
Die wenigsten Haushalte zahlen den Börsenpreis.
Sie zahlen den Endpreis – und der besteht nur zu einem Teil aus der eigentlichen Energie.


Der wahre Preistreiber: Netzentgelte

Der größte Kostentreiber 2026 sind die Netzentgelte.
Sie machen inzwischen oft 25–30 % des Strompreises aus – Tendenz steigend.

Warum?

  • Strom fließt heute nicht mehr nur von großen Kraftwerken zu Verbrauchern
  • Er kommt aus Tausenden kleinen Anlagen
  • Netze müssen stabilisiert, ausgebaut und digitalisiert werden

Diese Kosten zahlen alle – auch Haushalte ohne Solaranlage.


Verträge aus der falschen Zeit

Ein weiteres Problem: Viele Menschen hängen noch in alten Verträgen, abgeschlossen zu Hochpreiszeiten.
Während Neukunden bereits günstigere Tarife bekommen, zahlen Bestandskunden oft deutlich mehr.
Wer 2023 oder 2024 einen Vertrag mit langen Laufzeiten abgeschlossen hat, merkt die Entspannung am Markt häufig erst spät – oder gar nicht.


Warum Solar trotzdem ein Vorteil ist

Jetzt kommt der entscheidende Punkt:
Wer selbst Strom erzeugt, entzieht sich genau diesem System teilweise.

  • Eigener Solarstrom zahlt keine Netzentgelte
  • Keine Steuern, keine Umlagen
  • Keine Preissteigerungen

Jede selbst erzeugte Kilowattstunde ist eine Kilowattstunde, die du nicht teuer einkaufen musst.


Die paradoxe Situation 2026

Wir erleben aktuell eine paradoxe Lage:

  • Strom wird im Großhandel günstiger
  • Der Endpreis für viele Haushalte bleibt hoch
  • Wer selbst produziert, profitiert doppelt

Das erklärt, warum Balkonkraftwerke, Eigenverbrauch und kleine Speicher so stark nachgefragt sind. Sie sind keine Ideologie – sie sind eine ökonomisch logische Reaktion.


Der Strompreis ist kein Widerspruch, sondern ein Übergang.
Wir stecken mitten in einer Phase, in der alte Strukturen teuer sind und neue sich gerade erst lohnen.
Wer nichts verändert, zahlt weiter.
Wer vergleicht, optimiert oder selbst Strom erzeugt, gewinnt Kontrolle zurück.
Und genau deshalb wird der Strommarkt in den nächsten Jahren nicht nur technischer – sondern auch persönlicher.