Heute geht’s um einen Punkt, der vielen beim Wechsel des Stromanbieters gar nicht so bewusst ist – aber am Ende über zu hohe Abschläge oder fiese Nachzahlungen entscheiden kann: die Verbrauchsschätzung.
Ich zeige dir in diesem Artikel, wie Stromanbieter deinen Verbrauch schätzen, wann diese Schätzung danebenliegt – und wie du selbst realistisch kalkulierst, damit du später keine böse Überraschung erlebst.
Was ist die Verbrauchsschätzung überhaupt?
Wenn du einen neuen Stromvertrag abschließt, fragt der Anbieter:
„Wie viel Strom verbrauchen Sie pro Jahr?“
Falls du keinen Wert angibst, wird dein Verbrauch automatisch geschätzt – basierend auf:
- Anzahl der Personen im Haushalt
- Wohnungsgröße
- Durchschnittswerten aus anderen Haushalten
? Diese Verbrauchsschätzung ist die Grundlage für:
- die Höhe deiner Abschlagszahlung
- die Vertragskonditionen (z.?B. bei Bonus-Tarifen mit Verbrauchsgrenzen)
- die erwartete Jahresabrechnung
Typische Schätzwerte – so rechnet der Anbieter
Haushaltsgröße | Geschätzter Verbrauch (kWh/Jahr) |
---|---|
1 Person | 1.500–2.000 kWh |
2 Personen | 2.500–3.000 kWh |
3–4 Personen | 3.500–4.500 kWh |
4+ Personen + Homeoffice | bis 6.000 kWh |
? Diese Zahlen sind Richtwerte – sie können deutlich vom echten Verbrauch abweichen, je nach Lebensstil, Technik, Heizart oder Arbeitsweise.
Wann die Schätzung besonders ungenau ist
? Du nutzt elektrische Direktheizung
Elektroheizungen verbrauchen extrem viel Strom – das verdoppelt oder verdreifacht den Verbrauch.
? Du arbeitest im Homeoffice oder hast ein Home-Server-System
PCs, Monitore, Router und Beleuchtung laufen deutlich länger – oft +500?kWh im Jahr.
? Du besitzt ein Aquarium, Terrarium, Wärmepumpe oder Wallbox
Sonderverbraucher werden bei der Schätzung nicht berücksichtigt, haben aber teils riesigen Einfluss.
? Du nutzt ein Balkonkraftwerk
Dein Netzbezug sinkt – aber die Schätzung geht vom Normalfall aus und ist damit zu hoch.
Was passiert, wenn die Schätzung falsch ist?
? Verbrauch wird zu niedrig geschätzt
- Abschlagszahlung zu gering
- ? Hohe Nachzahlung bei der Jahresabrechnung
- ? Bonusbedingungen evtl. verfehlt (z.?B. „gilt nur bis 3.000 kWh“)
? Verbrauch wird zu hoch geschätzt
- Abschlagszahlung zu hoch
- ? Du zahlst monatlich zu viel
- ? Rückzahlung am Jahresende, aber Geld war unnötig gebunden
? In beiden Fällen schlecht – deshalb: selbst prüfen!
Wie du deinen Verbrauch realistisch einschätzt
? Variante 1: Alte Stromrechnung prüfen
- Letzter Jahresverbrauch steht auf der Abrechnung
- Wenn du nicht umgezogen bist oder sich nichts geändert hat: diesen Wert nehmen
? Variante 2: Geräte und Nutzung überschlagen
Beispielrechnung für 1-Person-Haushalt mit Homeoffice:
- Kühlschrank: 150 kWh
- Waschmaschine: 150 kWh
- PC & Bildschirm: 300 kWh
- Beleuchtung, Kleingeräte: 200 kWh
- TV & Unterhaltung: 150 kWh
- Warmwasser elektrisch: 300 kWh
Ergebnis: ca. 1.250–1.500 kWh realistisch – höher als die 1.200-kWh-Schätzung vom Anbieter.
? Immer realistisch rechnen – lieber etwas zu hoch schätzen, als später nachzahlen.
Kann ich den Verbrauchswert nachträglich korrigieren?
Ja!
- Viele Anbieter lassen dich den geschätzten Verbrauch im Online-Kundenbereich anpassen
- Alternativ: Beim Kundenservice anrufen oder E-Mail schreiben
- Auch beim Anbieterwechsel kannst du vorher den echten Jahresverbrauch angeben
? Und ganz wichtig: Wenn dein Verbrauch sich ändert (z.?B. durch Umzug, neues Gerät, mehr Homeoffice), selbst aktiv werden.
Die Verbrauchsschätzung ist praktisch – aber kein Ersatz für echte Zahlen
Der Stromanbieter kennt deinen Haushalt nicht. Deshalb wird geschätzt. Das ist okay – aber nur dann, wenn du die Kontrolle behältst.
Meine Empfehlung:
? Nutze alte Abrechnungen als Basis – oder ermittle deinen Bedarf selbst
? Passe den Verbrauchswert direkt beim Vertragsabschluss an
? Bei Veränderungen im Haushalt ? Verbrauch neu prüfen
? Achte auf Bonusbedingungen – viele gelten nur bis zu einem bestimmten Verbrauch
Ich rechne meinen Jahresverbrauch immer grob durch, bevor ich einen Tarif wähle – und fahre damit seit Jahren fehlerfrei durch die Abrechnungen, ohne Nachzahlung oder böse Überraschungen.
Wie sieht’s bei dir aus? Bist du mit einer Schätzung gestartet – oder hast du deinen Stromverbrauch schon mal selbst kalkuliert? Wenn nicht: Jetzt ist ein guter Zeitpunkt.