Die große Ökostrom-Lüge? Woran du erkennst, ob dein Strom wirklich „grün“ ist (oder nur grün angemalt)
Moin Leute, frohes Neues noch!
Habt ihr auch diese guten Vorsätze gefasst? Weniger Fleisch, mehr Sport, weniger auf Social Media rumhängen? Ich hab mir ja vorgenommen, meinen ökologischen Fußabdruck mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.Und da sind wir schnell beim Thema Nummer 1: Unser Strom.
Wenn man den Fernseher anmacht, sieht man ja nur noch glückliche Windräder auf grünen Wiesen und Solarzellen, die in der Sonne glänzen. Jeder Anbieter behauptet heute, er sei „grün“, „klimaneutral“ oder „öko“.
Aber mal ganz ehrlich unter uns: Habt ihr euch nicht auch schon mal gefragt, ob das überhaupt stimmt? Ich mein, aus meiner Steckdose kommt der Strom ja immer gleich raus. Der riecht nicht nach Tannennadeln und leuchtet auch nicht grün.
Ich hab mich mal durch den Dschungel der Zertifikate gewühlt und muss euch sagen: Es wird verdammt viel getrickst. Aber es gibt Wege, wie ihr echten Klimaschutz betreiben könnt, ohne drauf reinzufallen.
Der Mythos vom „grünen Kabel“ (Das Stromsee-Modell)
Zuerst müssen wir mal mit einem Irrglauben aufräumen. Wenn ihr einen Ökostrom-Tarif bucht, dann wird kein separates Kabel zu eurem Haus gelegt, durch das nur Windkraft fließt. Das geht physikalisch gar nicht. Stellt euch das Stromnetz wie einen riesigen See vor. Alle Kraftwerke kippen oben was rein: Das Kohlekraftwerk kippt dreckige Brühe rein, das Windrad klares Wasser. Alles vermischt sich im See. Und unten zapfen wir alle ab. Wir kriegen also alle den gleichen Mix aus dem See. Das nennt man den „physikalischen Stromfluss“.
Warum dann wechseln?
Der Sinn beim Ökostrom-Wechsel ist, dass ihr dafür bezahlt, dass euer Anteil oben als klares Wasser reingekippt wird. Je mehr Leute Ökostrom kaufen, desto sauberer wird der See insgesamt. Soweit die Theorie.
Der Trick mit den „Herkunftsnachweisen“ (Greenwashing lässt grüßen)
Jetzt kommt der Teil, der mich echt wütend macht.
Viele Billig-Anbieter machen folgendes: Sie kaufen den billigsten Kohlestrom an der Börse (weil der schön günstig ist). Dann kaufen sie sich für einen Spottpreis ein sogenanntes „Herkunftsnachweis“-Zertifikat aus Norwegen dazu.
In Norwegen wird fast nur Wasserkraft produziert. Die Norweger brauchen die Zertifikate selbst nicht, also verkaufen sie die.
Der deutsche Anbieter klebt dieses Zertifikat auf seinen Kohlestrom und zack – plötzlich darf er ihn in Deutschland legal als „100% Ökostrom aus Wasserkraft“ verkaufen.
Das Problem dabei: Es wird dadurch kein einziges neues Windrad gebaut. Es ist eine reine Umetikettierung auf dem Papier. Das ist für mich kein echter Ökostrom, das ist Marketing.
Worauf du achten musst: Die guten Labels
Aber keine Sorge, es gibt nicht nur schwarze Schafe. Es gibt Anbieter, die es ernst meinen. Die investieren einen festen Betrag pro Kilowattstunde (z.B. 1 Cent) direkt in den Neubau von Erneuerbaren Energien. Nur so gelingt die Energiewende!
Wenn ihr im Vergleichsrechner unterwegs seid, achtet nicht auf bunte Bildchen vom Anbieter, sondern auf diese strengen Siegel:
- Grüner Strom Label (GSL): Das ist der Gold-Standard. Hinter dem Verein stehen Umweltverbände wie der NABU und der BUND. Hier ist garantiert, dass Geld in neue Projekte fließt.
- ok-power Label: Auch sehr streng und vertrauenswürdig. Die fordern, dass der Anbieter nicht an Atom- oder Kohlekraftwerken beteiligt ist.
- TÜV: Vorsicht! Es gibt verschiedene TÜV-Siegel. „TÜV Süd EE01“ oder „TÜV Nord A75“ sind gut und fordern Zusätzlichkeit. Ein einfaches „TÜV geprüft“ heißt oft nur, dass die Rechnung stimmt, sagt aber nix über die Umweltqualität aus.
Kostet „echter“ Ökostrom ein Vermögen?
Jetzt denkt ihr bestimmt: „Ja toll Alex, aber ich hab keinen Goldesel im Keller.“
Die gute Nachricht ist: Nein, ist er oft nicht.
Ich hab gerade mal für meine Postleitzahl verglichen.
Der Grundversorger (oft Graustrom-Mix) will 38 Cent/kWh.
Ein „Billig-Ökostromer“ (mit Norwegen-Zertifikaten) liegt bei 27 Cent.
Ein echter Ökostrom-Anbieter (mit Label) liegt bei ca. 29 Cent.
Wir reden hier also oft nur über 1-2 Cent Unterschied pro Kilowattstunde. Bei einem Single-Haushalt sind das im Jahr vielleicht 30 Euro Mehrkosten für wirklich sauberen Strom gegenüber dem Billig-Kram. Und im Vergleich zur Grundversorgung spart ihr trotzdem massiv!
Augen auf beim Strom-Kauf
Lass dich nicht verarschen (darf man das hier schreiben? Egal.).
Wer wirklich was für die Umwelt tun will – und das sollten wir 2026 alle ein bisschen – der schaut genau hin.
Ökostrom ist der einfachste Hebel, den ihr habt. Es dauert 5 Minuten zu wechseln, ihr müsst nicht frieren, ihr müsst nicht weniger Auto fahren, aber ihr sorgt dafür, dass die Kohle-Dinos schneller vom Netz gehen.
Mein Tipp für heute:
Geh in unseren Vergleichsrechner, setz den Filter auf „Nur Ökostrom“ und schau dann in den Details, ob da eines der Siegel (ok-power oder Grüner Strom Label) dabei ist.
Das gute Gewissen gibt’s dann quasi gratis dazu. Und sparen tust du gegenüber dem alten Tarif wahrscheinlich sowieso.