Strom zum Börsenpreis: Warum ich nachts um 3 Uhr Wäsche wasche (und ob du das auch tun solltest)
Sagt mal, habt ihr in letzter Zeit auch so oft Werbung für diese „neuen“ Stromanbieter gesehen? Die, die behaupten, man könnte Strom fast geschenkt bekommen, wenn man ihn zur richtigen Zeit nutzt? Ich werde in meinem Bekanntenkreis ständig gefragt: „Alex, lohnt sich dieser dynamische Kram wirklich oder ist das nur Stress?“
Wir schreiben das Jahr 2025, und Deutschland ist endlich (langsam, ganz langsam) im digitalen Zeitalter der Energiewende angekommen. Das Zauberwort heißt: Dynamische Stromtarife.
Ich hab den Selbstversuch gewagt. Ich hab mir so einen Tarif geholt. Und ich sag euch ehrlich: Es verändert dein Leben. Manchmal zum Guten, manchmal… naja, man wird ein bisschen neurotisch. Aber der Reihe nach.
Was zur Hölle ist ein „dynamischer Tarif“?
Früher war es einfach. Du hast einen Vertrag unterschrieben, da stand „35 Cent pro kWh“ drauf. Egal ob du morgens Kaffee kochst, mittags staubsaugst oder nachts das Licht brennen lässt – der Preis war immer gleich. Langweilig, aber sicher.
Bei einem dynamischen Tarif (Anbieter wie Tibber, aWATTar oder Ostrom sind da ja Vorreiter) wird der Preis stündlich an die Strombörse gekoppelt.
Das heißt:
- Weht draußen ein Orkan und die Sonne knallt vom Himmel? –> Strom ist billig (manchmal sogar fast 0 Cent + Steuern!).
- Ist es dunkel, windstill und alle Deutschen schalten gleichzeitig den Herd an (so gegen 18 Uhr)? –> Strom ist teuer. Richtig teuer.
Die Idee ist, dass wir Verbraucher uns dem Angebot anpassen. Wir sollen verbrauchen, wenn Energie im Überfluss da ist.
Ohne „Smart Meter“ läuft hier gar nichts
Der Haken an der Sache: Dein alter Drehscheibenzähler (der gute alte Ferraris) ist dafür blind. Der weiß nicht, wann du Strom verbrauchst, nur wie viel. ,Damit der dynamische Tarif funktioniert, brauchst du ein intelligentes Messsystem (iMSys), auch Smart Meter genannt. Ende 2025 haben das ja mittlerweile viele von euch zwangsweise bekommen, vor allem wenn ihr über 6.000 kWh verbraucht oder eine Solaranlage habt. Wenn ihr so ein Ding habt: Glückwunsch! Ihr habt die Hardware, um Geld zu sparen. Wenn nicht, könnt ihr oft beim Messstellenbetreiber einen Einbau beantragen (kostet meist einmalig was, aber die Jahresgebühr ist gedeckelt).
Mein Leben mit der „Strom-App“: Fluch und Segen
Ich hab also so einen Tarif. Und ich hab eine App auf dem Handy, die mir die Preise für die nächsten 24 Stunden anzeigt.
Der Vorteil:
Letztes Wochenende gab es viel Wind. Der Strompreis lag mittags bei 14 Cent (inklusive aller Abgaben!). Ich hab die Spülmaschine angemacht, den Trockner laufen lassen und mein E-Auto vollgeladen. Gefühlt hab ich gespart wie ein Weltmeister. Es macht fast schon süchtig, diese grünen Balken in der App zu sehen. Man fühlt sich wie ein „Energy-Trader“ im eigenen Haushalt.
Der Nachteil:
Dann kam der Montagabend. „Dunkelflaute“. Kein Wind, keine Sonne. Der Preis schoss zwischen 17 und 20 Uhr auf über 50 Cent hoch.
Und genau da wollte ich eigentlich kochen. Was macht man da? Man steht in der Küche und überlegt ernsthaft: „Hmm, reicht auch ein Butterbrot? Muss der Ofen jetzt an sein?“
Meine Freundin war schon leicht genervt, als ich meinte: „Schatz, können wir die Wäsche bitte erst morgen früh um 4 anstellen? Da ist der Strom billig.“
Man muss aufpassen, dass man sich nicht zum Sklaven der App macht. Komfort ist ja auch was wert.
Für wen lohnt sich das Ganze? (Butter bei die Fische)
Ich hab das mal durchgerechnet und analysiert. Ein dynamischer Tarif ist NICHT für jeden das Richtige.
? Er lohnt sich für dich, wenn:
- Du große Verbraucher hast, die du steuern kannst: Allen voran ein Elektroauto. Das ist der absolute Gamechanger. Wer sein Auto nachts laden kann, wenn der Strom billig ist, spart hunderte Euro im Jahr. Auch eine Wärmepumpe kann man oft so einstellen, dass sie in teuren Stunden Pause macht.
- Du technikaffin bist: Du hast Lust, dich damit zu beschäftigen und Apps zu checken.
- Du flexibel bist: Es stört dich nicht, die Waschmaschine per Zeitvorwahl auf den Vormittag zu legen.
? Er lohnt sich NICHT für dich, wenn:
- Du wenig verbrauchst: Als Single mit 1.500 kWh Verbrauch ist das Einsparpotenzial so gering, dass es den Stress nicht wert ist.
- Du starre Routinen hast: Wenn bei euch pünktlich um 18 Uhr gekocht, gewaschen und gebadet werden MUSS (z.B. wegen Kindern), dann trefft ihr immer genau die teure Hochpreis-Phase. Da fahrt ihr mit einem klassischen Festpreis-Tarif oft besser und entspannter.
Die Zukunft ist da, aber sie ist nervös
Dynamische Tarife sind die Zukunft, da bin ich sicher. Sie helfen der Energiewende, weil sie das Netz entlasten. Und für E-Auto-Fahrer sind sie eigentlich ein No-Brainer.
Aber für den „Ottonormalverbraucher“ ohne E-Auto? Puh. Da muss man schon Bock drauf haben. Es ist ein bisschen wie Aktienhandel für den Hausstrom. Man kann gewinnen, aber man braucht auch gute Nerven, wenn der Preis im Winter mal durch die Decke geht.
Wenn ihr euch den Stress nicht antun wollt, aber trotzdem sparen wollt: Es gibt auch tolle Tarife mit monatlicher Anpassung oder einfach günstige 12-Monats-Verträge, die gerade wieder sehr attraktiv sind.
Schaut doch mal in unseren Vergleichsrechner rein und filtert nach euren Vorlieben. Egal ob „Zocker“ oder „Sicherheits-Typ“, wir finden das passende für euch!
Habt ihr schon Erfahrungen mit Tibber & Co? Schreibt es mir in die Kommentare, ich bin gespannt ob ihr auch nachts wascht! 😉