Es ist ein ganz normales Sommerabendritual geworden: Mein Nachbar steckt sein Elektroauto an, während ich auf dem Balkon sitze und den Grill anwerfe. Der leise Klick des Ladesteckers, das surrende Laden – irgendwie klingt das nach Zukunft. Und gleichzeitig frage ich mich jedes Mal: Was macht das eigentlich mit unserem Stromnetz – und mit unseren Preisen?
Strom tanken statt Benzin riechen
Ich erinnere mich noch gut an das letzte Mal, als ich an einer Tankstelle stand. Der Geruch von Diesel, das Piepen an der Zapfsäule, das Gefühl, Geld einfach verdampfen zu sehen. Seit mein Nachbar elektrisch fährt, riecht es in unserer Straße nur noch nach Sommerregen und Grillkohle.
Doch sein Auto zieht nachts Strom – und zwar nicht wenig. Wenn man sich vorstellt, dass das bald Millionen Menschen gleichzeitig tun, dann wird klar: Das Stromnetz arbeitet heute härter als je zuvor.
Das unsichtbare Ziehen im Netz
Ich habe mich in den letzten Monaten intensiver mit Strompreisen beschäftigt (Berufskrankheit, könnte man sagen ?). Und je mehr ich darüber lese, desto faszinierender wird das Zusammenspiel.
Wenn abends die Sonne untergeht, aber tausende Autos ans Netz gehen, steigt der Verbrauch massiv. Diese „Ladespitzen“ müssen irgendwo ausgeglichen werden. Und wer ausgleicht, bezahlt.
Am Ende zahlen also wir alle – nicht unbedingt direkt, aber über Netzentgelte und Umlagen.
Und doch: Ich sehe die Chance
Trotzdem finde ich es faszinierend. Die Elektromobilität zwingt uns, Strom anders zu denken. Nicht mehr nur als etwas, das aus der Steckdose kommt, sondern als ein System, das wir gemeinsam beeinflussen.
Mein Nachbar lädt sein Auto mittlerweile fast nur noch nachts – weil sein Stromtarif dynamisch ist. Ich hab’s ihm nachgemacht, zumindest mit meinem E-Bike und meinem Laptop. Es fühlt sich irgendwie richtig an, den Strom dann zu nutzen, wenn er wirklich da ist.
Ich stelle mir vor…
… wie ganze Wohnviertel irgendwann gemeinsam ihre Energie managen. Solaranlagen auf jedem Dach, Batteriespeicher im Keller, und Autos, die nicht nur laden, sondern Strom zurück ins Netz geben, wenn er gebraucht wird.
Vielleicht ist das romantisch gedacht. Aber irgendwie wünsche ich mir genau das: eine Stromwelt, die nicht auf Knappheit basiert, sondern auf Kooperation.
Zukunft zum Anfassen
Elektroautos verändern den Strommarkt. Sie fordern ihn heraus, aber sie treiben ihn auch voran.
Wenn ich heute das Summen aus der Garage meines Nachbarn höre, höre ich darin kein Problem – sondern den Sound der Veränderung.
Und vielleicht, ganz vielleicht, wird der Strom dadurch irgendwann sogar wieder billiger.
